Wir müssen unterscheiden, wer zubeißt, eine Stute oder ein Wallach/Hengst. Denn beide Geschlechter reagieren unterschiedlich auf Verhaltensweisen der Menschen und auch hier muss man nochmal differenzieren, ob das Pferd auf einen Mann oder eine Frau mit dem Beißen reagiert.
Pferde nehmen von den Menschen nicht nur das Verhalten aus der Körpersprache als Information, sondern auch aus dessen Ausstrahlung. Diese beinhaltet sozusagen die energetische Signatur mit dessen innerer Haltung und Lebensweise. Zum besseren Verständnis: Ein Pferd kann zum Beispiel, wenn es von einem Menschen geputzt wird, dessen Absicht oder Sehnsucht dahinter erkennen. Es nimmt wahr, ob der Mensch einfach nur putzt, um das Pferd sauber zu bekommen, oder ob er das Pferd putzt, um dem Pferd körperlich, wie bei einer Massage, einen Wohlgefallen zu tun, oder ob der Mensch putzt, um sich selbst ein Bedürfnis von Berührung und Kontakt mit einem Lebewesen zu erfüllen.
Eine Stute kann z.B. auf eine Frau mit beißen reagieren, wenn diese in ihrem Leben gerne mit ihrem Sexappeal spielt. Vielen Frauen ist das gar nicht bewusst. Sie arbeiten vielleicht in einem Job mit viel männlicher Konkurrenz und flirten gerne. Auch wenn dies von der Frau unverfänglich aus der Lust oder aus einem Beschwichtugunsverhalten resultiert und gelebt wird, reagieren Stuten darauf, wenn dies für die Frau in keinem gesunden Gleichgewicht mehr stattfindet. Die Stute signalisiert der Frau dann sozusagen, dass sie Gefahr läuft, für Übergriffigkeiten Tür und Tor zu öffnen.
Eine weitere Möglichkeit, dass Stuten bei Frauen zubeißen, besteht darin, dass Frauen sehr hart, fordernd und dominant mit ihrer Stute umgehen. Es spiegelt dann die Härte wider, mit der die Frau einen zu männlichen Zugang zu ihren Zielen sucht. Auch hier hat die Stute die Fähigkeit, ihre Besitzerin darauf hinzuweisen, dass diese sich vielleicht mit solch einer Härte selbst überfordert, weil sie Konditionierungen und Programme aus der Erziehung in ihrer Kindheit nie hinterfragt hat.
Beißt eine Stute einen Mann, kann dies ein sehr komplexes Thema sein. Denn normalerweise ordnet sich eine Stute auf Gedeih und Verderb einer männlichen Energie unter. Das gilt sowohl für den Hengst als auch für den Mann. Es liegt in ihrem Instinkt, dem Ziel der Fortpflanzung alles unterzuordnen. Bestehen in einem Mann starke Mutter-Themen, kann es auch zum beißen einer Stute aus der Energie und Sicht der Mutter kommen, deren Rolle die Stute dann übernimmt. Die Energie, die dem Mann anhaftet, sich nicht loslösen zu können, beißt die Stute dann sozusagen von sich weg. Pferde können immer auf die unmittelbare Energie des Menschen selbst reagieren und auf die Energie seiner Blockaden oder Abhängigkeiten, die noch oft subtil und unbewusst, aber dennoch sehr stark wirken.
Ein Wallach oder ein Hengst kann bei Frauen einfach nur beißen, wenn eine Frau ihm zu unterwürfig und zu ängstlich gegenübertritt. Wallache und Hengste neigen dann dazu, sich die Frau zu unterwerfen oder sie als Kratzbaum zu benutzen, wann immer ihnen danach ist.
Auch wenn die Frau zu sehr verliebt in ihren Wallach oder Hengst ist, nimmt das Pferd das dann als übergriffig wahr und beißt gerne, um sich dem Verhalten, dass sehr mütterlich wirkt, zu entledigen. Jede Überfürsorge einer Frau wirkt auf einen Wallach oder Hengst als „klein halten“. Das Pferd fühlt sich nicht anerkannt als männliches Wesen und versucht dann durch das Beißen zu demonstrieren, dass er es sehr wohl gefährlich und aus seinem Verhalten heraus männlich sein kann.
Das Beißen ist bei Wallachen und Hengsten auch oft eine Aufforderung zum Spielen. Untereinander finden meist heftige Rangeleien nur durch Beißattacken statt, um den Schnelleren von beiden auszumachen. Es gilt als ranghoch, wenn man schneller beißt als der andere. Man könnte sozusagen das Spiel als Mensch aufnehmen und damit seinem Wallach oder Hengst auf einfache Weise zeigen, wie flink man ist, sofern der Mensch über das ganze Repertoire in der Körpersprache ebenfalls verfügt und sich vor allem darüber im Klaren ist, wie viele Kleinigkeiten bei solch einem Machtaustausch das Pferd in uns erkennt. Dies ist eine Chance, auf höchster Ebene vom Pferd respektiert zu werden, wenn man es friedlich zu praktizieren weiß, aber auch die größte Gefahr, wenn das Pferd erkennt, dass wir eben nicht gelassen und friedlich und vor allem fair an dieses Spiel heran gehen. Empfehlenswert ist das nur für echte Pferdeversteher.
Wallache und Hengste fordern im Umgang immer eine Distanz des engsten Raumes einer Frau. Das sind rund um den Körper ungefähr ca. 50 cm. Diesen Raum sollte der Wallach oder Hengst während der gemeinsamen Bewegung, wie z.B. beim Führen, in der Freiarbeit oder begrüßen, nicht mit seinem Kopf unterschreiten dürfen. Während der Sozialpflege oder dem Putzen ist es erlaubt. Alles andere darüber hinaus sieht der Wallach oder Hengst schon als Erlaubnis, die Frau zu dominieren. Eine Frau muss diesen Raum aber zu schützen wissen, denn der Wallach/Hengst möchte permanent dort eintreten. Tritt der Wallach aus Versäumnis des Menschen heraus in diesen 50 cm Raum zum Körper hinein, wird er dann oftmals fälschlicherweise rückwärts hinausgeschickt. Das ist aber wiederum eine künstliche und viel zu späte Dominanzgeste, die kontraproduktiv für die Beziehung ist, weil die Frau dann als unberechenbar erscheint, da sie es ja versäumt hat, den Wallach oder Hengst bei 50 cm Abstand mit einem Signal zu begrenzen und damit hat sie bereits die Erlaubnis erteilt, so nah kommen zu dürfen. Die Lösung bei diesem Versäumnis ist dann, selbst zurück zu treten und den Raum wieder friedfertig bis auf 50 cm herzustellen und diesen dieses Mal achtsam zu erhalten.
Für eine Frau ist es am Wichtigsten, mit einem Wallach oder Hengst sehr klar und emotionslos umzugehen. Zuneigung ja, aber nur in dem Maße, wie das Pferd das auch wünscht oder verträgt. Hier ist Empathie gefragt, damit das Pferd nicht überrollt wird von Bewunderung seiner Schönheit oder eben mit zu viel weiblicher Fürsorge.
Männer haben ganz selten das Problem, von einem Wallach oder Hengst gebissen zu werden. Angst vor der Männlichkeit sind oftmals Themen in der Energie des Mannes, dass ein Pferd mit Beißen reagiert. Auch bei grober Gewalt und Machtdemonstrationen kommt der Wallach oder Hengst in eine Not, sein Gegenüber nur noch mit Bissen abzuhalten. Hier spielen sich dann Machtkämpfe ab, die nur gelöst werden können, wenn der Mann sich seine Motivation, mit Pferden zu sein, nochmal genauer unter die Lupe nimmt. Pferde spiegeln ganz sensible Themen aus der Kindheit wider. Traumata wie z. B. Erniedrigung oder Missbrauch können ein Pferd zu Monstern werden lassen, um das noch wirkende Monster im Menschen aufzuzeigen. Da ich mich auf diese Verhaltensweisen spezialisiert habe, kann ich den Menschen sehr schnell in einem kurzen Video im Umgang mit dem Pferd sagen, welche Energien bei dem Menschen wirken, worauf ein Pferd so massiv reagiert.
Auflösungsarbeit geschieht dann in der Folge immer erst einmal am Menschen, der sich seiner ausstrahlenden Energie annehmen muss. Ich rate den Menschen bei massiven Problemen immer, dem Pferd erst einmal eine Auszeit zu geben. Wenn es in einer guten Haltung lebt und genügend Freiraum zum Bewegen und eine Gruppe Pferde für sein Sozialbedürfnis hat, dann kann es sehr gut ein bis zwei Jahre nur mit notwendiger Versorgung der Hufe klarkommen. Es muss und braucht nicht geritten oder extra bewegt werden, wenn diese optimalen Voraussetzungen gegeben sind. Dann kann sich der Mensch erstmal um seine Themen kümmern.
Manchmal holt der Mensch nach dieser Auflösungsarbeit dann das Pferd aus der Koppel und es beißt gar nicht mehr, weil die antreibende Energie des Menschen weg ist. Beißt das Pferd trotzdem noch, ist es der Mensch schon tief in seinem Muster gefangen. Dann muss man sehr präsent sein, um dem Pferd schon in den ersten drei Sekunden beim Anlauf zum Beißen ruhig und friedlich aber bestimmt mit einem Stimmlaut und einem präzisen Zeichen in der Körpersprache Richtung Auge oder Maul zu begegnen. Dies darf aber niemals mit Schreien oder einem schnell reaktiven Schlag kommen, ansonsten misstraut das Pferd seinem Menschen und entwickelt eine andere Form von Angst, die wiederum andere gefährliche Verhaltensweisen hervorruft. Es ist also ratsam sich an einen Pferdeversteher zu wenden, um sich ein friedvolles Vorgehen zeigen zu lassen, wenn man sich solch eine Korrektur erstmal nicht zutraut. Grundsätzlich ist anzuraten, sich mit der Pferdepsychologie eindringlich zu beschäftigen, um das Wesen Pferd besser in seinem Empfinden zu verstehen. Pferde beißen niemals aus böser Absicht. Menschen haben in den letzten Jahrzehnten so viele psychologische Methoden im Umgang und zum Gehorsam eines Pferdes erfunden, dass Pferde immer weniger Auswege finden, wenn ihnen etwas zu viel wird. Der Laie kann dann oftmals nicht mehr erkennen, wo die Anfänge für das Beißen seinen Ursprung hatten.